Tonabbau in Rethorn und Kamern

Rethorner Ziegelwerk am Hohenkamp

Die übrig gebliebenen Gebäudeteile des Rethorner Ziegelwerkes am Hohenkamp werden heute von einem Handwerksbetrieb genutzt.

Die Entwicklung der Ziegelindustrie ist bis heute eng mit Norddeutschland verbunden. Ziegel sind als Pflasterklinker oder Mauerziegel ein stark landschaftsbildprägendes Baumaterial.
Die fünf Kleinbauern von Dwoberg, die um 1700 neben der Töpferei das Ziegelbrennen als Nebenerwerb aufgenommen hatten, nachdem dort die ,,herrschaftliche“ Ziegelei 1668 abgebrannt war und von der dänischen Landesregierung nicht wieder aufgebaut wurde, konnten nach 1800 der erhöhten Nachfrage nach Ziegelsteinen nicht mehr genügen. Das führte nicht nur zur Vermehrung der Handziegeleien, sondern auch zur Ausweitung der Betriebe. Sie konnten den vermehrten Bedarf an Ziegelsteinen nicht mehr wie ursprünglich mit Familienangehörigen decken, sondern mussten in steigendem Maße zusätzliche Arbeitskräfte einstellen.
So entstanden am hohen Geestrand unserer Heimat, in dem in der Eiszeit reiche Tonvorkommen abgelagert wurden, eine ganze Reihe dieser Handziegeleien. Neben den schon in einer Statistik von 1758 in Dwoberg erwähnten fünf Ziegeleien entstanden dort noch weitere drei, so dass es dann in Dwoberg acht Ziegelbrenner gab, dazu kam noch einer in Elmeloh. In Hoykenkamp wurden drei und in Rethorn zwei solcher Handziegeleien in Betrieb genommen, und in Kirchkimmen, wo an beiden Seiten der Oldenburger Straße vorzüglicher Ton zu finden war, wurden drei Ziegeleien gegründet.

Auf der Delmenhorster Geest gab es also im vorigen Jahrhundert 18 Ziegeleien. Die meisten mussten ihren Betrieb aber vor der Jahrhundertwende um 1900 schließen, als das Industriezeitalter auch die Dampfmaschine in der Ziegelherstellung einführte, wo bisher alle Arbeiten wie im Mittelalter noch in schwerster Handarbeit ausgeführt werden mussten, vom Graben des Tones über das Pressen der Rohlinge bis zum Brennen. Die Maschine übernahm in der Hauptsache die aufwändigste Arbeit des Pressens und Formens der Rohlinge.

Das Geschäft der Ziegeleien florierte, es entwickelte sich so gut, sowohl zur sogenannten Gründerzeit um 1900 wie nach der überstandenen Inflation nach 1923 und nach dem letzten Krieg bei der sich erholenden deutschen Wirtschaft, so dass bei fast allen Ziegeleien die Tonlager restlos abgebaut worden waren und sie darum nach und nach ihre Betriebe schließen mussten.

Nur die Ziegelei in Kirchkimmen kann heute noch aus ihrem dortigen Tonlager produzieren. Die neu gegründete Ziegelei Oltmanns in Hute-Langenberg muss ihren Ton restlos von auswärts beziehen.

Die erste Ziegelei, die ihren Betrieb einstellen musste, war 1932 in Wübbenhorst, die 1936 abgebrochen wurde. Die Ziegelei Kämena in Hoykenkamp stellte 1964 den Betrieb ein und wurde 1976 abgebrochen. Die Ziegelei Zange in Dwoberg stellte 1967 die Produktion ein und wurde im gleichen Jahr abgerissen. Bei der Ziegelei Twisterling war es ebenso in den Jahren 1964 und 1966.

Heute erinnern nur die mit Wasser gefüllten tiefen Tongruben an die ehemalige Ziegelindustrie, nachdem auch in Rethorn wie in Kamern 1966 die Ziegeleien verschwanden.

Quelle: Infotafel der Gemeinde Ganderkesee an der Aussichtsplattform am Hohenkamp, Rethorn

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