Die St. Katharinen-Kirche in Schönemoor

Nicht auf Moor, sondern auf Sand gebaut

In Schönemoor in der Gemeinde Ganderkesee steht die einzige Sankt Katharinen-Kirche der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Oldenburg, die der byzantinischen Märtyrerin Katharina von Alexandrien geweiht wurde. Katharina von Alexandrien war seit der Zeit der Kreuzzüge (von 1195 bis 1291) jahrhundertelang in Europa die populärste weibliche Volksheilige, abgesehen von der Jungfrau Maria. Heute gilt die Existenz der Heiligen Katharina jedoch als ungewiss. Sie wurde im Altarraum, vermutlich zusammen mit Philosophen – die sie von ihrem Bekenntnis zum Christentum abbringen sollten – abgebildet.

Geschichtliches

Bereits um 1230 wurde erstmals eine Kirche in Schönemoor (damals: Sconemore) erwähnt. Am 13. Dezember 1324 wurde die jetzige Kirche durch den Verdener Bischof zu Ehren der Heiligen Katharina geweiht. Die roten Ziegelsteine stellten damals die Mönche des Klosters Hude im Klostermaß (30 x 15 x 9 cm) in Feldbrandtechnik her. Auch Steine aus Granit wurden bearbeitet und in das Mauerwerk eingefügt.

Die Kirche besteht im Wesentlichen aus drei Baugliedern: Dem Turm im Westen, dem Schiff, und – noch einmal eine Stufe niedriger und schmaler – dem Chor. Im Mauerwerk des Chores sind vor allem Findlinge verarbeitet, was möglicherweise darauf hinweist, dass dieser Teil schon zur Vorgängerkirche gehörte. Deutlich zu erkennen ist noch die „Priesterpforte“, die zwischen den Felssteinen nach der Reformation mit Ziegeln zugemauert wurde. Durch diese Pforte konnten in früheren Zeiten die Priester direkt in den Chorraum eintreten.

St. Katharinen-Kirche in Schönemoor - Priesterpforte

St. Katharinen-Kirche in Schönemoor – Priesterpforte

Besucher betreten die Kirche durch ein Vorhaus an der Südmauer des Schiffs. Es ist nicht ganz so alt wie die anderen Teile der Kirche und wird „Kinderhaus“ genannt. Darin hatten einst bei Kindtaufen die Mutter und die Gevattern so lange zu warten, bis der Pastor eintraf.
(vgl. Kurt Müsegades (1972) – Schönemoor im Wandel der Zeiten)

Im Kinderhaus hängt rechts neben der Tür eine Kopie der Ablassurkunde von 1333, die in Avignon (dem damaligen Sitz der Päpste) ausgefertigt worden ist wurde. Das Original wird heute im Staatsarchiv in Oldenburg aufbewahrt. Der 40-tägige Ablass war damals die übliche Zeitspanne für kleinere Pilgerkirchen und bedeutete, dass jemand, der an bestimmten Tagen in der Kirche betete oder zur Messe ging, 40 Tage seiner Bußzeit im Fegefeuer erlassen bekam.

Der kopflose Reiter von Schönemoor

St. Katharinen-Kirche in Schönemoor - Grabstein John Strother Ker

Grabstein von John Strother Ker

Auf dem Friedhof der St. Katharinen-Kirche in Schönemoor findet man einen besonderen Grabstein eines „Maior John Strother Ker“. Der Major ist am 25. Juni 1795 im Alter von 37 Jahren verstorben.
John Ker wurde 1758 als Sohn des  William Kerr auf Fowberry Tower geboren.  Fowberry Tower ist ein Herrenhaus, am Strand des Flusses Till gelegen, nahe Chatton, Northumberland. Seine Mutter war die Tochter von Sir Francis Blake.
Das Dragonerregiment mit Major John Strother Ker war seit dem 13. Mai 1795 in Hoykenkamp stationiert. Ker wohnte in der Pfarrei Schönemoor. In der Nacht vom 24. auf den 25. Juni 1795 stürzte Ker auf dem Sannauer Helmer so unglücklich von seinem Pferd, dass er an den Folgen eines Genickbruchs verstarb und dann auf dem Schönemoorer Friedhof beerdigt wurde.

Auf seinem Grabstein ist zu lesen:
THIS STONE IS ERECTED TO THE MEMORY OF MAIOR JOHN STROTHER KER OF HIS MAIESTYS ROYAL NORTH BRITISH REGIMENT OF DRAGOONS. HE DIED THE 25 OF JUNE 1795 AGED 37 YEARS

Ker wurde auf dem Schönemoorer Friedhof beigesetzt, aber auf Wunsch seiner Familie exhumiert, um ihn in schottischer Erde beizusetzen. Die Dorfbevölkerung äußerte starke Bedenken, weil es Unglück bringe, die Totenruhe zu stören.

Es ist im Kirchenbuch wie folgt verzeichnet:
„Die Leiche des tötlich verunglückten englischen Majors ist am 22.10.1795 ausgegraben und in einem bleiernen und zwei hölzernen Särgen abgeholt worden, weil sie nach England überführt werden soll.“ 

So wurde dann auch erzählt, dass das Schiff mit den sterblichen Überresten von Major John Strother Ker bei der Überfahrt in der rauhen Nordsee gesunken sei und den Zielhafen nie erreicht habe.

An nebligen Herbsttagen hört man den untoten Ker bis heute durch die Norddeutsche Tiefebene im vollem Trabe von Buschhagen durch den Brook und Rosengarten zu seinem Quartier in der Schönemoorer Pfarrei reiten. Daher wird er auch „Der Reiter vom Rosengarten“ oder „Der kopflose Reiter von Schönemoor“ genannt.

Der Reiter selbst ist nicht zu sehen, aber man hört den Hufschlag des Pferdes, das Klirren der Sporen und das Öffnen und Schließen der Schlagbäume. Noch heute meiden die Dorfbewohner nachts das Gebiet um den Sannauer Helmer, wo der junge Major ums Leben kam und nehmen weite Umwege in Kauf…

Viele weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Homepage der ev.-luth. Kirchengemeinde Schönemoor.

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