Die Bahndeponie Rethorn – Bookholzberg
Zukünftige Aussichtsplattform oder Golfplatz?
Die Sanierung einer Schutthalde zwingt die Bahn zu Millioneninvestitionen
Ob die Rubrik ‚Sehenswertes‘ dieses Internetauftrittes die richtige Wahl ist, wird sich noch zeigen müssen. Zumindest ist das Projekt der Deutschen Bahn sehr umfassend mit massiver Auswirkung auf die Ortschaften rund um das Deponiegelände.
Über 40 Jahre lang (1946 bis 1988) wurden auf der Bahn-Deponie in Bookholzberg vielfältige Abfälle eingelagert, meist Schotter und Bauschutt, teils giftstoffbelastet. 1990 wurde die Deponie stillgelegt. Grundwasserproben wiesen Schadstoffbelastungen (u.a. Arsen und Pflanzenschutzmittel) nach, die eine Grundwassernutzung im Umfeld der Deponie stark in Frage stellten. Die Folge war ein Zuständigkeits- und Kompetenzgerangel vieler Beteiligten und Bürgerinitiativen mit Gutachten und entsprechenden Gegendarstellungen. Letztendlich übernahm Ende der 90er Jahre die damalige Bezirksregierung Weser-Ems die Verantwortung für die Deponie Bookholzberg und ordnete deren Abdichtung an, um ein Ausspülen der Toxide in das Grundwasser zu verhindern.
Seit 2004 ist das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg für die Sanierung verantwortlich. Nach negativ beschiedenen juristischen Schritten der Bahn begannen 2008 die Sanierungsarbeiten.
Die Dauer der Sanierung wurde durch die DB mehrfach nach hinten verschoben – nach 2011 und 2013 wurde nun Ende 2016 als Projektende realisiert, so Bahn-Sprecherin Sabine Brunkhorst.
Nach umfassenden Baumfällaktionen großer Pappel- und weiterer Baumbestände, Erdaushüben und einhergehenden Planierungsarbeiten wurde der Boden mit festen Kunststoff-Dichtungsbahnen abgedeckt, auf die dann Gitterfolien als Drainagematte gelegt wurden. Diese leiten das Wasser in seitliche Gräben ab, von wo es über ein vernetztes System aus Rohren zum westlichen Versickerungsbecken geführt wird. Dazu wurde ein großer Hügel mit ca. 4 Grad Neigung modelliert, der vom Mittelpunkt zu den Seiten einen kontinuierlichen Abfluss des Wassers ermöglicht. Etwa 1 m – 1,50 m hohe Erdmassen (Rekultivierungsboden) liegen über dem Drainagesystem. Darauf wurden Flachwurzler und Wallhecken als Bewuchs angepflanzt. Die Aussaat verschiedener Rasensorten hat zudem eine schnelle Erstbegrünung ermöglicht.
Die vier Hauptgruppen der Deponiebegrünung sind Wallhecken, Trockenzonen, Wasserwechselzonen und Böschungsbereiche. Das besondere Element der Begrünungsplanung der Bookholzberger Deponie sind die in diesem Naturraum häufig verbreiteten Wallhecken. Wie ein Spinnennetz ziehen sich diese bereits über die Hügellandschaft. Unterbrochen werden die Hügel teils durch Wasserentnahmepunkte. Zweimal im Jahr misst ein von der Bahn unabhängiges Büro die Wasserqualität in den gut 40 Bohrstellen rund um die Deponie. Diese soll sich nach Aussage der Bahnsprecherin jetzt schon merklich verbessert haben.
Mehr als 22 Millionen Euro ließ sich die Bahn die Deponiesanierung kosten. Ende 2016 wurde nach Aussage der Projektleiterin die Oberflächenabdichtung abgeschlossen, ein weiteres Jahr wurde für die Grünanlagen einkalkuliert.
Die Nachnutzung ist offen
Mit Beginn der Sanierungsarbeiten wurden diverse Spekulationen über die Nachnutzung des Areals veröffentlicht: Vom Golfplatz über Rodelhügel für Wintersportfans bis zum Naherholungsgebiet für Wanderer und Jogger wurde Einiges orakelt. Relativ konkret war der Vorschlag der hiesigen CDU und FDP, einen Aussichtsturm auf dem Gelände errichten zu lassen, um Besuchern den fantastischen Blick über das Weser-Urstromtal von erhöhter Warte bieten zu können.
Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Deponie zumindest in den nächsten Jahren komplett eingezäunt wird. Die Nachsorgephase, in der weiterhin regelmäßig Wasserproben entnommen werden, dürfte sogar mindestens 30 Jahre ab Fertigstellung dauern. Je nach Besserung der Probenergebnisse könnten so zumindest Teilflächen früher freigegeben werden.
Erst wenn sich die Vegetation auf dem 33 Hektar großen Areal gut entwickelt habe, könne über eine Form der Nachnutzung entschieden werden, kündigte Bahnsprecherin Sabine Brunkhorst vom Regionalbüro Hamburg an.
Giftschwaden und selbstentzündende Flammenwände
Horst Jüchter, ehem. Ortsbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Bookholzberg
„Die schlimmste Zeit waren für uns die Jahre von 1967 bis 1971“. Immer dann, wenn die Verfüllung der Deponie mit Hausmüll über das Wochenende pausierte, habe sich der ausgasende Abfall selbst entzündet. „Regelmäßig wurden wir freitagnachts alarmiert und konnten gleich das ganze Wochenende durch löschen“, sagt der ehemalige Brandbekämpfer und erinnert sich an meterhohe Flammenwände und giftige Rauchschwaden. Das Delmenhorster Kreisblatt berichtete im Oktober 1971: „Zum Leidwesen der Anwohner von Bookholzberg und Rethorn sind die aus dem Bundesbahn-Schuttplatz aufsteigenden Rauchwolken schon etwas Alltägliches.“
Quelle: Delmenhorster Kreisblatt vom 21.07.2016
Lageplan
Fakten zur Deponie
Name der Deponie | Bookholzberg |
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Eigentümer der Fläche | DB Netz AG |
Größe der Deponie | ca. 33 ha |
Stilllegungsdatum | 01.10.1990 Einstufung: DK I-II |
Entwurfs- und Genehmigungsplanung | Bescheid vom 01.10.2007 |
Stoffstrommanagement | seit 01.01.2008 Profilierungsmaterial bereits ausreichend aquiriert |
OFA | KDB, Drainmatte |
Bauausführung | 05.07.2010 bis vsl. 12/2016 |
Bauphase 1 | 6/2011 beendet |
Bauphase 2 und 3 | 2013 baut Fa. Heilit Umwelttechnik, schon 6 ha abgedeckt |
Nachsorge | 2017 – 2047 |
Nachnutzung in der Nachsorge | bisher keine spezielle Nachnutzung vorgesehen Wallheckenformation als Ausgleichmaßnahme für 10 ha Pappelwald |
Quelle: Deutsche Bahn AG, Sandra Berner DB Immobilien; FRI O3 |